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Evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt a. M. Unterliederbach
Frieden für die Ukraine
Auf ein Wort
Liebe Leserin, lieber Leser!
Im vergangenen Sommer nahm ich an einer Pilgerwanderung auf dem Jakobusweg teil. Rund 120 km lagen vor uns. Am ersten Tag liefen wir motiviert los, einige rannten förmlich. In den kommenden Tagen fand jeder sein Tempo.
Auf Pilgerspuren und in alten Kirchen machten wir uns auf die Suche nach Antworten auf unsere ganz persönlichen Fragen. Klar ging jeder davon aus, dass die Antwort auf dem Weg, beim Laufen zu finden sei. Doch schon am dritten Tag gab es die ersten Verletzten und Fußkranken, die nicht weiterlaufen konnten.
Einige trugen es mit Fassung und genossen die Auszeit in der Unterkunft. Einen traf es so schwer, dass schon bald klar war, er würde den Weg nicht mehr zu Fuß fortsetzen können. Wie ärgerlich und traurig, nicht laufen zu können, wenn man doch so gerne mobil wäre. Warum gerade jetzt?
Nachdem er zunächst sehr traurig war, beschloss er, das Beste daraus zu machen. Immerhin war er auf dem Jakobusweg, und die Kirchen und Unterkünfte waren auch mit dem Auto erreichbar.
Am nächsten Tag setzte er sich ins Auto, kaufte Schokoladenkekse und Müsliriegel für die ganze Gruppe ein und überraschte uns auf der Strecke mit Proviant und sammelte erschöpfte Mitwanderer ein. Am Ende konnten wir uns gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne ihn als Vorhut und Rückhalt hätte laufen sollen.
Für jeden bedeutete dieser Weg eine andere Herausforderung, die sich wie eine Mauer aufbaute. Für die eine waren es die Füße, die nicht trugen. Für die andere die Gedanken, die kreisten, für den nächsten die Herausforderung, 24 Stunden mit fremden Menschen zu verbringen.
Vieles davon lässt sich in meinen Alltag übertragen. Auch der eine Satz aus dem 18. Psalm, der mich begleitet hat und der nicht nur für Hürdenläufer gilt: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Ihre Pfarrerin Regina Westphal